In Burgdorf (BE) stellt der Familienbetrieb Klötzli seit 1846 Käsebohrer her

Nebst Messern und Scheren aller Art ist Klötzli vor allem für die Produktion von Käsebohrern bekannt. Sie sind das Ergebnis eines mehrere hundert Jahre alten Know-hows und für Käser und Affineure auch heute noch unverzichtbar. Die Geschwister Samuel und Nina Klötzli haben uns in die Klötzli Messerschmiede eingeladen und uns die Geschichte dieses wichtigsten und ältesten Produkts des Familienbetriebs erzählt.

05 Aug 2024
Rund um Gruyère AOP

« Schleifen, polieren, schweissen und schärfen; alle Arbeitsschritte werden bei uns von Hand ausgeführt. »

Nina Klötzli, Herstellerin von Käsebohrern in Burgdorf (BE)

Die Klötzli Messerschmiede und der Käsebohrer können auf eine lange Geschichte zurückblicken, nicht wahr?

Nina Klötzli (NK): Der Käsebohrer ist das einzige Produkt, von dem wir wissen, dass es alle Epochen überdauert hat, von der Gründung des Unternehmens im Jahr 1846 bis heute. Unser Vorfahre, Johann Ulrich Klötzli, wurde 1820 in einer sehr armen Familie geboren. Dank der Unterstützung eines Pfarrers absolvierte er eine Lehre bei einem Messerschmiedmeister in Burgdorf, bevor er als Geselle seine Wanderjahre durch Europa begann. Während eines Aufenthalts in Frankreich lernte er, wie man die Bohrer herstellt. Ein Know-how, das er später in seinem eigenen Unternehmen nutzte und das an alle Generationen der Familie Klötzli weitergegeben wurde.

Wenn man sich die Bohrer ansieht, scheinen sie sich im Laufe der Zeit nicht allzu sehr verändert zu haben …

Samuel Klötzli (SK): Das stimmt, sie haben sich kaum verändert. Die Käselaibe wurden grösser und damit logischerweise auch die Bohrer. In den 1970er-Jahren entwickelte unser Vater einen Kunststoffgriff, der sich überall durchsetzte. Aber für den Gruyère AOP wird immer noch Horn verwendet, und das aus gutem Grund, denn es garantiert eine perfekte Akustik, um den Reifegrad zu beurteilen.

Was ist mit den technischen Handgriffen bei der Herstellung der Bohrer? Sind sie auch gleich geblieben?

NK: Im Grossen und Ganzen ja, nur dass man nicht mehr über dem Feuer mit Hammer und Amboss schmiedet. Schleifen, polieren, schweissen und schärfen; alle Arbeitsschritte werden bei uns von Hand ausgeführt. Roboter hingegen kommen bei uns nicht in Frage, sie kommen nicht an den menschlichen Feinschliff heran!

Ist es für Sie wichtig, ein Werkzeug für den Gruyère AOP zu produzieren?

NK: Ja, denn durch die Verbindung dieser zwei aussergewöhnlichen Produkte teilen wir Werte und Tradition. Übrigens würde ich sehr gerne einmal eine Käserei besuchen, um zu sehen, wie unsere Bohrer eingesetzt werden!

Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren entwickelt?

NK: Die Schliessung von Käsereien und die Entstehung von zentralisierten Reifungsstätten hat klar zu einem Rückgang der Nachfrage geführt. Diese ist jedoch seit etwa 15 Jahren recht stabil. Es handelt sich um ein Nischenprodukt, ein Teil der Produktion wird nach Holland, in die USA und nach Frankreich exportiert. Den Rest verkaufen wir in der Schweiz an Milchproduzenten, Detailhändler und Dachorganisationen wie die Sortenorganisation Gruyère. Konkurrenten haben wir keine, abgesehen von einem ähnlichen Unternehmen in Italien.

Wie gross ist Ihr Unternehmen?

SK: Wir beschäftigen 23 Mitarbeitende, darunter 7 Mitarbeitende in der Werkstatt. Neben der Werkstatt betreiben wir ein Geschäft in Burgdorf und haben auch eine Verkaufsstelle in Bern. Sie richtet sich nicht so sehr an Touristen, die eher auf günstige Produkte aus sind, sondern an Kenner und Liebhaber von Kunsthandwerk und gut verarbeiteten Gegenständen.

Was können wir Ihnen für die Zukunft wünschen?

SK: Im Jahr 2020 haben wir in der Nähe unserer Werkstatt ein Museum mit vielen Gegenständen eröffnet, die die Geschichte unserer Familie, unseres Unternehmens und unseres Berufs erzählen. Es ist ein einzigartiges Erbe, das uns daran erinnert, woher wir kommen. Es liegt uns am Herzen, unser Handwerk für die Familie, für unsere Mitarbeitenden, für die Ressourcen und für unsere Kunden am Leben zu erhalten.

NK: Die Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und die Anziehungskraft, die in den 1980er- und 1990er-Jahren plötzlich von «billigen Produkten» ausging, waren schwierige Zeiten für uns. Aber wir haben durchgehalten, und heute schätzen die Kunden nachhaltige Swiss-made-Produkte, die unter guten Bedingungen von ebenso spezialisierten wie leidenschaftlichen Menschen hergestellt werden. Das erklärt, warum wir weitermachen und das Abenteuer fortsetzen wollen!

 

Das Museum ist jeden Samstag von 10:00 bis 15:00 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Nina und Samuel Klötzli bieten um 10:30 Uhr Führungen durch das Museum auf Deutsch und Englisch an. Informationen und Anmeldungen: info(at)klotzli.com

Museum Klötzli Messerschmiede, Mühlegasse 6, Burgdorf

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