Eine Käserei mit CO2-freier Produktion ist möglich!

Die Spielhofers sind seit über 40 Jahren Käser und für sie geht die Arbeit mit der Natur Hand in Hand mit deren Schutz. Jüngstes Beispiel: die neue Käserei in Sonvilier (BE), die im September 2022 eröffnet wurde und die die Produktion von Gruyère AOP mit Nachhaltigkeit verbindet.

15 Apr 2024
Rund um Gruyère AOP

«Unsere Eltern haben uns den Respekt vor den natürlichen Ressourcen vermittelt, sowohl in der Freizeit als auch bei der täglichen Arbeit»

Florian & Cédric Spielhofer, Käser in Sonvilier

Der ebenso gemütliche wie gut sortierte Laden der Käserei von Sonvilier befindet sich in den Räumlichkeiten der alten Käserei, die unter Denkmalschutz stehen. Nach über zweijähriger Bauzeit entstand 2022 ein brandneues Gebäude aus regionalem Holz, das sich harmonisch in die Umgebung einfügt. Grosse Fensterfronten bieten einen tiefen Einblick in einen Keller mit 4000 Laiben, der mit modernen technischen Geräten ausgestattet ist. Abgesehen von der Ästhetik zeichnet sich das Gebäude durch seine Einrichtungen aus, die auf die Herausforderung der CO2-Neutralität ausgerichtet sind. Die Käserei, die ausschliesslich der Herstellung von Gruyère AOP gewidmet ist, eignet sich gut dafür: «Das Monoprodukt erleichtert natürlich die Optimierung der Prozesse», sagt Cédric Spielhofer, der zusammen mit seinem Bruder Florian die Leitung der Käserei Spielhofer innehat. Wie funktioniert es also? Ein kleiner Rundgang.

1. Der Kreislauf der Milch

Pragmatismus ist bei der Gestaltung der Räumlichkeiten angesagt: Sie sind der Logik des Milchwegs nachempfunden, die Produkte kreuzen sich nie. Die Laderampe wiederum befindet sich dank des erhöhten Bodens bereits auf dem richtigen Niveau. Alles wurde durchdacht, um Platz- und Energieverluste zu vermeiden.

2. Die Rückgewinnung der Wärme

Um 2,7 Millionen Kilogramm Milch zu Gruyère AOP zu verarbeiten, braucht es Wärme! Die gesamte benötigte Energie wird in drei Wassertanks erzeugt, von denen der erste 60.000 Liter und die beiden anderen 30.260 Liter fassen. Zwischen den Tanks übertragen Wärmepumpen die Wärmeenergie. Das Wasser wird im ersten Tank auf ca. 5 °C, im zweiten auf 50 °C und im dritten auf 85 °C gehalten, wodurch das für eine Käserei typische komplexe Verhältnis von Kühlen und Heizen kontrolliert werden kann. So wird während des Produktionsprozesses durch die Kühlung der Keller, des Salzbades und der Molke Abwärme erzeugt, die für die Herstellung des nächsten Tages und die Erwärmung des Wassers nützlich ist. Dank dieses Systems gibt es eine maximale Rückgewinnung, keine fossile Energie, in diesem Fall Gas, und willkommene Einsparungen, die auf einige Zehntausend Franken pro Jahr geschätzt werden.

3. Die Erzeugung von Elektrizität

Der Strombedarf der Käserei liegt zwischen 220'000 und 230'000 kW pro Jahr, hauptsächlich für die Wärmepumpen. Dank eines mit Sonnenkollektoren bedeckten Dachs produziert das neue Gebäude in Sonvilier genug, um im Winter 50 % und im Sommer 70 oder sogar 80 % des Bedarfs zu decken.

Eine Zwischenform

«Die Käserei ist die erste ihrer Art in der Westschweiz», erklärt Florian Spielhofer. Sie ist das Ergebnis einer Vision, die die Familie Spielhofer mit dem technischen Ingenieur von Energie Zukunft, dem Onkel der beiden Brüder, und der Käsereigenossenschaft von Sonvilier gemeinsam hat. Die Familie Spielhofer hält 51 % der Anteile, während die Genossenschaft in Sonvilier die restlichen 49 % besitzt. «Alleine hätten wir die notwendigen Investitionen nie tätigen können», betont der Präsident Daniel Krähenbühl, der sich über diese Win-Win-Regelung freut.

Naturschutz in der Familien-DNA

Bereits 2004 bezog die Käserei Spielhofer AG, die damals noch von ihrem Gründer Josef Spielhofer geführt wurde, Ökostrom aus einer Partnerschaft mit einem Windkraftwerk auf dem Mont Soleil. Soweit sich die zweite Generation der Spielhofers zurückerinnern kann, war der sorgsame Umgang mit Ressourcen schon immer Teil der Überlegungen zur Produktion. «Unsere Eltern haben uns den Respekt vor den natürlichen Ressourcen vermittelt, sowohl in der Freizeit als auch bei der täglichen Arbeit. Für uns ist es selbstverständlich, Anstrengungen zu unternehmen, aus einem einfachen und guten Grund: Die Ressourcen sind nicht unerschöpflich», resümiert Florian Spielhofer.

Die Käserei Spielhofer in Sonvilier in Zahlen

  • 2,7 Millionen Kilogramm Milch
  • 230 Tonnen Gruyère AOP, die jährlich produziert werden.
  • 4000 verfügbare Plätze im Keller
  • 8 Milchproduzenten in Sonvilier und 21 weitere akkreditierte Produzenten.

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