Affineur von Gruyère AOP, eine Familiengeschichte!

Familie Margot affiniert seit 135 Jahren die Laibe von Gruyère AOP. Das Abenteuer begann im Jahr 1886 in L’Auberson, als Jules Margot seine ersten Hartkäse kaufte und affinierte, um sie auf seinem Bazar zu verkaufen. Seitdem folgten sich die Generationen. Heute stehen Anthony und Gilles an der Spitze des Unternehmens, dem letzten privaten und familiengeführten Reifehaus das noch in Betrieb ist.

15 Apr 2021
Rund um Gruyère AOP
Anthony Margot, Affineur ©Aliénor Held

« Le Gruyère AOP hat viele Vorzüge. Seine Geschichte, sein Terroir, sein anspruchsvolles Pflichtenheft, die enge Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Käsern und Affineuren. »

Anthony Margot, affineur

Margot Fromages AG affiniert derzeit 11% des Gruyère AOP der Branche. Davon werden 70% in der Schweiz und 30% im Ausland verkauft. «Ich mag es, diesen Hartkäse zu fördern, sagt Anthony Margot begeistert. Le Gruyère AOP hat viele Vorzüge. Seine Geschichte, sein Terroir, sein anspruchsvolles Pflichtenheft, die enge Zusammenarbeit zwischen Produzenten, Käsern und Affineuren. Zudem erhöhte sich die Produktion dank den bestehenden Organisationen und Dienstleistungen: Bundeslaboratorien, Forschungsanstalten, Melk- und Käsereiberater, Sortenorganisation Gruyère (IPG).»

Wenn der Gruyère AOP die Landesgrenze überquert, wird er zum Luxusprodukt. Je weiter er geht, desto teurer wird er. Schliesslich müssen Transport, Importabgaben, Händlermargen und die Marktpositionierung berücksichtigt werden. Aber Anthony Margot schmunzelt: “Ich sage meinen Kundinnen und Kunden immer, dass der Gruyère AOP der Kaviar der Schweiz ist. Wenn ich nach Russland gehe und mehrere Flugstunden von Moskau entfernt bin, dann haben meine Partner keine Käsekultur. Ich muss ihnen den Wert unseres Produkts erklären und sie sind sehr empfänglich dafür.» Zum Glück spricht Anthony Margot ein wenig Russisch. So kann er eine Beziehung aufbauen, bevor er mit Hilfe von Übersetzern die spezifisch technischen Aspekte anspricht und ein Geschäftsgespräch beginnt.

Exportieren heisst auch, sich mit der Bürokratie auseinandersetzen. «Aber mit der Hilfe der IPG und von Switzerland Cheese Marketing,» erklärt Anthony Margot, «achten wir immer auf die politischen Entscheidungen. Wir kämpfen dauernd gegen administrative Hürden. Aber die gab es schon immer. Ich erinnere mich, dass zu Beginn der IPG für den Export nach Frankreich, Deutschland und Italien sogar Veterinärbescheinigungen notwendig waren. Frankreich verfügte zudem, dass der Gruyère AOP wegen den Veterinärkontrollen am Zoll die Grenze nur in Genève Bardonnet und in Basel passieren durfte. Um unseren Käse zum Beispiel in Besançon zu verkaufen, konnten wir nicht über Vallorbe gehen, sondern mussten um den Jura herumfahren. Mit Europa wurde es in den Jahren 2005-2006 einfacher.»

Seit fünfzehn Jahren versucht Margot Fromages AG, nach China zu exportieren. Das Unternehmen war sehr aktiv, um den Gruyère AOP bekannt zu machen, Beziehungen zu knüpfen, Partner zu suchen, aber leider ohne Erfolg. «Die Chinesen haben zwar ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz unterzeichnet. Aber es enthielt so viele komplizierte Standards, dass sie unmöglich einzuhalten waren. Im Jahr 2020 ist es uns endlich gelungen, Gruyère AOP nach China zu exportieren. Darauf bin ich sehr stolz, denn es ist ein wichtiger Markt. Wenn die Chinesinnen und Chinesen die Gelegenheit haben Hartkäse zu probieren, wissen sie ihn zu würdigen. Ich bin zuversichtlich, dass der Gruyère AOP in Zukunft eine geschätzte Delikatesse für die Kenner in diesem riesigen Land sein wird.»

Gilles Margot, Anthonys Bruder, ist Vertreter der Affineure im Vorstand der IPG und Mitglied des Ausschusses.

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