Delegiertenversammlung 2025
Medienmitteilung der Sortenorganisation Gruyère

Anlässlich der Versammlung in Vullierens (VD) zogen die Delegierten der Sortenorganisation Gruyère Bilanz über das Jahr 2024 und diskutierten die aktuellen Herausforderungen der Branche. Im Verlauf des Jahres konnte die Marktposition des Gruyère AOP weiter gefestigt und gleichzeitig die Lagersituation saniert werden – dank einer Produktionsbeschränkung von 7 %, die auf sämtliche Mengen angewendet wurde. Diese Massnahme führte zu einem Lagerbestand, der den Marktbedürfnissen entspricht, und schafft günstige Voraussetzungen für die Produktion im Jahr 2025.
Dieser Aufwärtstrend wurde durch eine anhaltend starke Konsumnachfrage begünstigt – mit besonders guten Verkäufen in der Schweiz und einem neuen Rekordergebnis in den USA. Der Gesamtabsatz stieg um knapp 1’000 Tonnen auf 31’703 Tonnen. Dieses erfreuliche Resultat ist in erster Linie der hervorragenden Arbeit der Handelsunternehmen zu verdanken, die sich in einem äusserst wettbewerbsintensiven Umfeld erfolgreich behaupten konnten. Es spiegelt auch die kontinuierliche Werbearbeit für die Bezeichnung Gruyère AOP wider, die ihren Platz unter den zehn bekanntesten Marken der Schweiz behauptet – und gleichzeitig im Ausland zunehmend an Bekanntheit gewinnt.
Ein Höhepunkt des Jahres 2024 war die Verleihung der Auszeichnungen für den besten Taxationsdurchschnitt über fünf Jahre. Die Käserei Corcelles-le-Jorat konnte sich erneut hervortun: Käser Didier Bovet erzielte mit einer aussergewöhnlichen Durchschnittsnote von 19.71 von 20 Punkten ein Spitzenresultat. In der Kategorie Gruyère d’Alpage AOP wurde Jacques Ruffieux, Alpkäser, mit einer Note von 19.67 ausgezeichnet. Diese Anerkennungen sind vor allem das Ergebnis des täglichen Engagements der Frauen und Männer in der Branche – ihr Einsatz, ihre Sorgfalt und ihre Leidenschaft verdienen an dieser Stelle besondere Würdigung. Dank ihrer Arbeit bewahrt der Gruyère AOP eine herausragende Qualität – sowohl geschmacklich als auch in der Optik – und bleibt ein Aushängeschild der Schweizer Käsetradition.
Auch innerhalb der Branche wurden die Bemühungen zur Stärkung des Zusammenhalts weitergeführt. Rund 300 Personen nahmen an der Schulung «À la rencontre de la filière» (Auf Tuchfühlung mit der Branche) teil. Die Veranstaltung erhielt durchwegs positives Feedback und unterstreicht das Engagement aller Beteiligten für eine gemeinsame Haltung in Sachen Qualität und Transparenz.
Präsident Pierre-Ivan Guyot informierte die Delegierten über die geplanten nächsten Schritte nach der Veröffentlichung der Agroscope-Studie «Automatisches Melken in den AOP-Käsebranchen». Einige Befürworter von Melkrobotern behaupten vorschnell, dass sich Milch aus automatischen Melksystemen für die Herstellung sämtlicher AOP-Käse eigne. Für den Gruyère AOP trifft dies jedoch nicht zu. Wie bereits frühere Untersuchungen zeigt auch diese Studie, dass der Gehalt an freien Fettsäuren bei automatischen Melksystemen deutlich höher ist als bei konventionellen Melkständen. «Das ist für unseren Gruyère AOP nicht akzeptabel, da dies mit dem Risiko einer Ranzigkeit verbunden ist», betonte Pierre-Ivan Guyot. «Deshalb werden wir – wie bereits mehrfach angekündigt – die relevanten Akteure, insbesondere Anlagenbauer, zusammenbringen, um möglichst eine Lösung für dieses erneut bestätigte Problem zu finden.» Zugleich stellte er klar, dass zwischen automatischem Melken und kontinuierlichem Melken unterschieden werden müsse: Letzteres ist gemäss Pflichtenheft des Gruyère AOP ausdrücklich ausgeschlossen. Pierre-Ivan Guyot erinnerte zudem an die grundlegenden Prinzipien, die für die Anerkennung von Schweizer Käsen mit AOP-Status zentral sind: die Verwendung von silofreier Rohmilch, die Verarbeitung innert 24 Stunden sowie der Verzicht auf technologische Hilfsmittel – drei Pfeiler, die wesentlich zum Markterfolg beitragen. Die Versammlung bot auch den feierlichen Rahmen für den Abschied von Philippe Bardet als Direktor der Sortenorganisation. Nach 26 Jahren hinterlässt er eine starke, gut strukturierte Branche. Mit Weitblick und grossem persönlichem Engagement hat Philippe Bardet die Authentizität des Gruyère AOP bewahrt und sich stets für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Produzierenden, Käsern und Affineuren eingesetzt. Unter seiner Leitung hat sich die Sortenorganisation als Modell für kollektive Branchenführung etabliert – getragen vom Respekt gegenüber dem Produkt und dem Zusammenhalt unter den Akteuren. Philippe Bardet selbst sprach von der Ehre, das Leben dieses besonderen Käses und der Menschen dahinter über so viele Jahre hinweg begleitet zu haben.
Sein Nachfolger ist Olivier Isler, ein 54-jähriger Berner Jurassier. Er übernimmt die Leitung der Sortenorganisation mit dem klaren Ziel, die erfolgreiche Entwicklung des Gruyère AOP weiterzuführen und die anstehenden Herausforderungen aktiv anzugehen.
Seine Priorität liegt darin, die positive Dynamik seit der Gründung der Sortenorganisation aufrechtzuerhalten – und dabei die möglichen Auswirkungen geopolitischer Unsicherheiten auf den Gruyère AOP aufmerksam zu beobachten. Zudem wies er auf die Belastung durch den starken Schweizer Franken hin, der den Druck auf den Export weiter erhöht. Gerade in einem solchen Umfeld sei die konsequente Positionierung des Gruyère AOP ein Zeichen von Widerstandsfähigkeit – wie sie in der jüngeren Geschichte dieses Flaggschiffs der Schweizer Käsewirtschaft wiederholt unter Beweis gestellt worden sei.
Ein besonderes Anliegen von Olivier Isler ist auch die faire Verteilung der Wertschöpfung innerhalb der Branche: «Alle beteiligten Berufsgruppen müssen attraktiv bleiben – mit motivierenden Arbeitsbedingungen und einer gerechten Entlöhnung. Das ist ein zentraler Punkt für die Zukunft der gesamten Branche.» Ebenso wichtig sei es, für eine Agrarpolitik einzustehen, die produktive Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft gewährleistet.
Ein weiterer strategischer Schwerpunkt liegt auf der Nachhaltigkeit. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels und der wachsenden Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten ist die Branche gefordert, ihre Umweltbelastung weiter zu reduzieren – ohne dabei die Authentizität des Produkts aufs Spiel zu setzen.
In der Fortführung der bisherigen Arbeit will Olivier Isler die Branche mit Engagement, Umsicht und starkem Gemeinschaftssinn in die Zukunft begleiten – im Dienst eines aussergewöhnlichen Produkts und auf der Grundlage der von den Gremien der Sortenorganisation getroffenen Entscheide.
Die Versammlung bestätigte Pierre-Ivan Guyot als Präsidenten sowie sämtliche Mitglieder des Ausschusses im Amt – mit Ausnahme von Jean-Charles Michaud, der durch Ludovic Jordan (Mifroma-Elsa Group) ersetzt wurde.
Die Versammlung hat Pierre Dubois, den ersten Präsidenten der Sortenorganisation Gruyère gewürdigt, der am 9. Juni 2025 im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Er war von 1997 bis 2011 Präsident der Organisation. Unter seiner Ägide hat die Branche im Jahr 2001 die Eintragung des Gruyère als AOC erreicht. Durch seinen ausgeprägten politischen Sachverstand, seine Aufgeschlossenheit und seinen scharfen Verstand hat er es geschafft, die drei Familien zu vereinen und zu verbünden. Die IPG hat ihm viel zu verdanken!
Pierre-Ivan Guyot, Präsident
079 347 07 63
Olivier Isler, Direktor
079 275 65 33