Top modern blickt die Käserei Mamishaus (BE) in die Zukunft

8’550 Laibe in einem Jahr: Im Januar 2022 fand der Gruyère AOP den Weg in die Käserei Mamishaus, nachdem in dieser Berner Ortschaft mehr als ein Jahrhundert lang Emmentaler hergestellt wurde. Die Umstellung schweisste alle Milchproduzenten der Region zusammen.

29 Aug 2023
Rund um Gruyère AOP
Präsident der Käsereigenossenschaft Urs Beyeler, umgeben von Hans Mäder (links) und Urs Nussbaum (rechts).

« Wir sind stolz, Le Gruyère AOP mit lokaler Milch aus dem ʻNaturpark Gantrischʼ zu produzieren »

Urs Nussbaum, , Käsermeister in Mamishaus

Die Käserei Mamishaus liegt am Rand des Produktionsgebiets von Gruyère AOP und fügt sich mit ihren Holzfassaden harmonisch in den Naturpark Gantrisch ein. Die seit 1907 ununterbrochen betriebene und im Jahr 1976 von Grund auf neu erstellte Käserei stand Anfangs 2010 an einem Wendepunkt: «Welche Zukunft gibt es angesichts der einbrechenden Emmentaler-Verkäufe und der veralteten sowie schlecht ausgelasteten Anlagen?» erinnert sich Urs Beyeler, Präsident der Käsereigenossenschaft. Es war ein grosses Projekt erforderlich, das die Milchwirtschaft in der Region wieder beleben sollte. Herausforderung angenommen und Wette gewonnen: Im Januar 2022 präsentierte die Käserei Mamishaus nach achtmonatiger Bauzeit und einer grundlegenden Umgestaltung ihr neues Kleid. Einzige Zeugen der alten Einrichtungen sind eine Zentrifuge und zwei Milchtanks...

 

3 Käsereien für eine neue Milchgenossenschaft

«Wir wollten die Käserei als Herstellungsort behalten, mussten aber den eindeutig zu niedrigen Kaufpreis für die Milch überprüfen. Durch die Umstellung auf die Produktion von Gruyère AOP konnten wir diesen um 40% erhöhten,» erklärt Urs Beyeler. Auch die Zahl der angegliederten Produzenten stieg schrittweise von 14 auf 24. Es begann im Jahr 2020 mit der Fusion von Mamishaus mit der Nachbarkäserei von Nöthenhaus. Anfang 2023 schloss sich auch ein Teil der Milchlieferanten der Käserei Rüschegg Gambach der neuen Genossenschaft von Mamishaus an, wo die Milch morgens und abends an 7 Tagen in der Woche angeliefert wird. Dank dieser zentralisierten Produktion werden täglich zwischen 22 und 32 Laibe Gruyère AOP hergestellt. Im Jahr 2022 verarbeitete die Käserei 3,2 Millionen Kilogramm Milch und stellte 285'000 kg Le Gruyère AOP und 25'000 kg Weichkäse her. Das ganze Team, bestehend aus den beiden Käsermeistern Hans Mäder und Urs Nussbaum, den vier Angestellten und einem Lehrling, freut sich darüber. «Wir sind stolz, Gruyère AOP mit lokaler Milch aus dem ʻNaturpark Gantrischʼ zu produzieren,» sagt Urs Nussbaum.

 

Eine begeisterungsfähige und solidarische Region

Im Jahr 2018 konnte die Vereinbarung mit der Sortenorganisation Gruyère realisiert werden, um die für die Produktion von Gruyère AOP notwendigen Arbeiten finanzieren zu können. Ein lang erwartetes Ziel wurde Wirklichkeit: «Zwischen 2014 und 2019 behielten wir von jedem Kilogramm gelieferter Milch 3,5 Rappen zurück. Damit sollte das Kapital für die geplante Investition von mehr als 5 Millionen Franken aufgebaut werden», erklärt Urs Beyeler. Zudem leistete jeder Produzent je nach Betriebsbudget einen einmaligen individuellen Beitrag von CHF 2000.- bis 5000.-. Die angekündigte Wende stärkte dann die Moral der Truppe. Unter der Leitung des für solche Bauvorhaben bekannten Architekten Fredy Ryser leisteten die Teams der betroffenen Käsereien und Milchproduzenten rund 700 Arbeitsstunden Eigenleistung am Umbau. Einhellig lobten die drei Männer die Zusammenarbeit mit der Sortenorganisation Gruyère: «Wir verstanden uns trotz der sprachlichen und kulturellen Unterschiede sehr gut. Der persönliche Kontakt und das gegenseitige Zuhören hatten oberste Priorität», sagt Urs Beyeler. In der Sommerhitze bereitet sich das Team auf die Milchannahme des abendlichen Melkens vor. Die Erinnerung an das Abenteuer Mamishaus erfreut alle Beteiligten. Hans Mäder sagt: «Die Bedingungen für die Milchproduzenten sind optimal, die Infrastruktur ist ideal und die Existenz der Käserei ist durch die Mamishaus AG gesichert. Was wollen wir mehr? Nach 40 Dienstjahren in der Käserei Mamishaus könnte ich eigentlich mit ruhigem Gewissen gehen!» schmunzelt er.

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