Gespräch mit Olivier Isler, zukünftiger Direktor der IPG

Der 1. Juni 2025 ist ein historischer Wendepunkt: Olivier Isler wird die Nachfolge von Philippe Bardet als Leiter der IPG antreten. Erfahren Sie in einem ersten Gespräch mehr über den neuen Steuermann der Organisation.

01 Mai 2025
Rund um Gruyère AOP

«Ich freue mich darauf, die Zukunft gemeinsam mit allen Akteuren der Branche zu gestalten».

Olivier Isler, Direktor der IPG seit dem 1. Juni 2025

Olivier Isler, Sie stehen an der Schwelle zu einer neuen beruflichen Herausforderung. Was wird Sie bei der IPG besonders motivieren?

Es ist eine riesige und spannende Herausforderung, für eine so beispielhafte Branche wie die des Gruyère AOP tätig zu werden. In der Vergangenheit leitete ich 23 Jahre lang die Sortenorganisation Tête de Moine. Danach war ich vier Jahre für das Register der Ursprungsbezeichnungen (GUB/AOP) und geografischen Angaben (GGA/IGP) im Bundesamt für Landwirtschaft verantwortlich. Das zeigt, wie sehr ich an den Wert des Systems der geografischen Angaben glaube, um ein jahrhundertealtes Erbe zu bewahren. Es vereint Produzenten, Verarbeiter und Affineure, um die Interessen des Gruyère AOP zu vertreten, seine Qualität zu garantieren, die Bezeichnung zu verwalten und zu fördern, das Angebot zu managen und Lösungen zu finden, um weiterhin Fortschritte zu erzielen. All das innerhalb einer demokratischen Organisation: Das ist eine grosse Chance für alle Beteiligten.

Schlägt Ihr Herz für den Gruyère AOP genauso stark wie für den Tête de Moine AOP?

Selbstverständlich! Beide sind Aushängeschilder unserer Käsewirtschaft, mit deutlichen Unterschieden! Die Originalität des Tête de Moine AOP liegt in der Art, wie er verzehrt wird. Der Gruyère AOP gilt in zahlreichen Wettbewerben schlichtweg als bester Käse der Welt. Ich bin mit beiden verbunden: Mein Grossvater war Milchbauer im Berner Jura; meine Familie erinnert sich gerne daran, wie begeistert ich war, als ich mit etwa 4 oder 5 Jahren auf einer Pachtkäserei ein Stück Gruyère d'Alpage AOP probiert habe. «Ah, das ist ein guter Käse», befand ich damals. Vielleicht hat dieser Moment die Weichen für meinen beruflichen Werdegang gestellt? (lacht). Später, während meiner Ausbildung, machte es mir Spass, beide Käsesorten herzustellen. Im Grunde habe ich fast meine gesamte Karriere in den Dienst dieser Produkte gestellt und kann es kaum erwarten, dies auch weiterhin zu tun!

Als Sprecher der Käser im Vorstand der IPG kennen Sie die Organisation gut. Welche Projekte haben für Sie Priorität?

Meine Priorität wird sein, die positive Dynamik im Sektor aufrechtzuerhalten. Ich werde die möglichen Auswirkungen der geopolitischen Instabilität auf den Konsum von Produkten mit hohem Mehrwert wie dem Gruyère AOP sehr aufmerksam verfolgen. Ganz zu schweigen davon, dass sich der Schweizer Franken gegenüber anderen starken Währungen tendenziell weiter aufwerten wird. In den unvorhersehbaren, volatilen und komplexen Zeiten, in denen wir leben, wird es darum gehen, den «Premium»-Status des Gruyère AOP zu erhalten. Dazu müssen wir unter anderem an den Werten und der Klarheit der Markenpositionierung arbeiten. Nachhaltigkeit ist eine weitere wichtige Herausforderung, Herkunft und Qualität werden für die Konsumenten immer wichtiger. Die IPG wird sich zudem weiterhin an den Bemühungen beteiligen müssen, die Umweltauswirkungen zu begrenzen, zumal ihre eigenen Aktivitäten vom Klimawandel betroffen sind. Ich werde mich auch dafür einsetzen, dass der Mehrwert im Sektor unter den verschiedenen Akteuren der Branche gerecht verteilt wird. Alle betroffenen Berufe müssen attraktiv bleiben. Sie müssen interessante Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung bieten, da dies für die Zukunft der Berufszweige entscheidend ist. Schliesslich können wir je nach Gelegenheit vielleicht auch eine Weiterentwicklung des Angebots oder der Verpackung in Betracht ziehen, um das Produkt noch besser zur Geltung zu bringen.

Welche Botschaften möchten Sie an die Gemeinschaft der IPG richten, die Sie noch nicht kennt?

Ich freue mich darauf, meine Erfahrung in den Dienst des Gruyère AOP zu stellen, damit wir die Zukunft gemeinsam gestalten können. Die Mitglieder der IPG können stolz sein: Erst kürzlich hat eine Studie der ETH Zürich die Effizienz und den Erfolg der Organisation im Vergleich zu anderen Branchenverbänden hervorgehoben . Ich bringe solide Kompetenzen mit, die ich insbesondere durch den Erfolg des Tête de Moine AOP erworben habe. Unser gemeinsames Ziel muss sein, die Erwartungen der Konsumenten weiterhin durch Unterscheidungsmerkmale und Exzellenz zu erfüllen und gleichzeitig angemessene Produktionsbedingungen zu fördern.

Können Sie uns ein paar Worte zu Ihrem Führungsstil sagen?

Ich bin ein Mann des Dialogs und werde mich bemühen, die Grundlagen für Entscheidungen zu schaffen, die alle wichtigen Parameter und ihre mittel- und langfristigen Auswirkungen berücksichtigen. Ob mit Partnern oder dem engeren Team: Klar definierte Herausforderungen und Ziele erleichtern immer die Zusammenarbeit. Wenn wir am selben Strang ziehen, werden wir weiterhin Berge erklimmen und vielleicht sogar auch versetzen, wer weiss? (lacht)

Kurzbiografie

  • 1971 Geboren am 20. April in Saint-Imier.
  • 1987-1989 EFZ als Käser.
  • 1990-1991 École de Laiterie de Grangeneuve (IAG).
  • 1992-1995 Diplom als Ingenieur FH in Milchwirtschaft und Betriebswirtschaft an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen.
  • 1995-1997 Produktionsleiter bei Milco SA.
  • 1997-2021. Mandatsleiter und Vizedirektor von FROMARTE, Geschäftsführer der Interprofession Tête de Moine.
  • 2021-2025 Verantwortlicher für das Register der Ursprungsbezeichnungen und geografischen Angaben (GUB/GGA) im Bundesamt für Landwirtschaft (BLW).
  • Juni 2025 Direktor der IPG.

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